Bild: Herbstcamp mit Vortägen zur asiatischen Kultur

In diesem Jahr traffen sich internationale Taijiquan Begeisterte wieder zum Hebstcamp vom 29.09. –  03.10.2016 in Ravensburg. Nach der Devise „all the day a apple“ konnten wir uns auch wieder an den kleinen Dingen am Rande erfreuen, wozu der lokale gesponsorte Bodenseeapfel mittlerweile für die Trainingspausen als Energiepusher dazugehört.

Er der Apfel und wir starteten also gemeinsam am Morgen mit einer Übungseinheit in der Dietmar Stubenbaum eine besondere Form von Gelenk-Qigong einführte die sich nach kurzer Zeit an großer Beliebtheit erfreute. Anschließend gab es die tägliche Einteilung in zwei Schwerpunktgruppen.

 Anemarie Leippert: Unterrichtete in präziser Art das Sizheng Taijiquan, die kurze Bewegungsfolge für Einsteiger und Teilnehmer mit Taiji – Vorerfahrungen, welche uns von Meister Chen Peishan in die Hand gegeben wurde. Ergänzend baute sich darauf die Sizheng Schwertform auf. Für alle welche das Taiji noch nicht so lange üben ein wahrer Segen, denn in der Schrittfolge greift der Ablauf direkt auf die Waffenlose Sizheng Form zurück. Dabei wird an den zuvor erlernten Basisprinzipien festgehalten und die Übertragung in die Körperstruktur mit Schwert geübt. Je besser also schon die erste Kurzform beherrscht wird um so mehr profitiert man auch in der Schwert Form davon. Mit diesen Grundlagen ausgestattet ist man in der Lage einen guten Start in die traditionelle Schwertform des Chen Klan zu meistern und auch bei komplexeren Bewegungen in ihrer kontinuität erfolgreich fortzufahren.

Die zweite Gruppe besuchten Teilnehmer welche meist schon drei Jahre oder länger in der Übungspraxis des Taijiquan zuhause sind. Meister Dietmar Stubenbaum: splitete in diesem Jahr die Trainingseinheiten so dass am Vormittag die traditionelle Hauptform der Familie Chen „Yi Lu“ genau analysiert wurde. Alle kammen dabei in ihrer Detailarbeit auf ihre Kosten. In den Figuren sollte sich eine durchgängige Körperverbindung zeigen, welche im Ablauf möglichst ohne Unterbrechungen aufrecht gehalten wird. Bei einigen Bildern wurde der Test mit Partner  durchgeführt, um Unstimmigkeiten aufzudecken. Die verbesserten Erfahrungswerte flossen anschließend in die aus der Bewegung laufenden Tuishou Übungen mit ein. Dabei haben es einige auch schon mal ordentlich auf den Matten krachen lassen. Obwohl es zu Anfang bei einigen Vorbehalte für diese etwas heftig wirkenden Übungen mit Qin Na Hebeln, Pushs und Würfen gegeben hat konnten alle die Anweisungen unseres Lehrers verstehen. Daher hielten wir uns an die folgenden Vorgaben:

 

Ängste ablegen

Man passt beim Üben aufeinander auf

Falsche Spannung Aufgeben, um innere Kraft zu verstehen

Wir studieren das Prinzip von Yin und Yang gemeinsam

( plus meine Vorgabe: iß einen Apfel wenn es nicht geht und probiere es erneut )

Der Nachmittag wurde für fortgeschrittene Teilnehmer zum erlernen der Hellebarde Form genutzt. Jeder benötige eine hohe Konzentrationsfähigkeit um sich mit den vielen Drehungen, Sprüngen und Richtungswechseln anzufreunden. Üben der Hellebarde entwickelt darüber hinaus die physische Fittnes und sensibilisiert den Orientierungssinn. Von unserem Lehrer wurde auch das Thema geeignete Übungswaffen angesprochen. Einige waren dann doch erstaunt dass es quasi nicht möglich ist eine geeignete Hellebarde kaufen zu können. Selbst bei einer gut gewichteten und sicher gebauten Hellebarde müssen durch die entsprechende Körpergröße jedes einzelnen Modifikationen vorgenommen werden. Die gute Nachricht dazu lautet dass dieses Thema in der „Gesellschaft zur Erforschung und Praxis des Kleinen Rahmen Chen Clan Taijiquan e.V.“ bereits von einer Arbeitsgruppe vorangetrieben wird und in kürze mit einem ersten Prototypen gerechnet werden kann. Dieser dient dann als Grundlage für eine personifizierte Reproduktion. Eine solide Hellebarde mit der sich die Disziplin artgerecht trainieren und entwickeln lässt ohne den Körperverschleiß zu forcieren, wie es bei den modernen Wushu-Waffen im Handel der Fall ist.

Am Rande gab es von K. am Freitagabend einen Vortrag über Japan, welcher von vielen Campteilnehmern ersehnt und mit freude besucht wurde. Letztendlich war es eine anziehende Einstimmung auf das bevorstehende ISCT Treffen in Japan mit Meister Chen Pei Shan das im Sommer 2018 stattfinden wird.

Am Sonntagabend gab es wie in den vergangenen Jahren einen offenen Vortrag von Dr. J. Braun zum Thema „Grundlagen und Basistexte Chinesischer Philosophie“. Hier konnten sich die Besucher nicht nur über lesenswerte chinesische Begleitliteratur kundig machen, sondern auch einen Bezug zum Studium der inneren Kampfkünste erfahren. Fachtermini wie der Begriff „Taiji“ können aus der Perspektive der Literatur, der Philosophie oder Kampfkunst beleuchtet werden. Dies hat uns den universellen und flexiblen Geist der chinesischen Gelehrtenwelt aufgehellt. Insbesondere sind wir Dr. Braun für das übersichtliche Handout mit Literaturempfehlungen sehr Dankbar. Meiner Meinung nach sollten den Vorankündigungen der Vorträge dieser Art wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. In den vergangenen Jahren waren die Besucher viel weitreichender. Das wurde in diesem Jahr leider versäumt und einige Karateka aus dem KJC Ravensburg wären gerne dabei gewesen als ich ihnen im Nachhinein davon erzählt habe.

Bis dahin bedanke ich mich bei unseren Lehrern, den Organisatoren der Vorträge und für das exotisch, Spanische Abendbuffet, und spreche damit sicherlich im Namen aller Herbstcamp Teilnehmer.

Ich freue mich auf das nächstes Jahr.

/ J. Weinbrecht




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